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Beantwortet
Autor Markus Maier am 18. Juni 2012
31516 Leser · 34 Stimmen (-0 / +34) · 0 Kommentare

OeNB im Eurosystem & Europäische Zentralbank

EUROBONDS oder warum unterstützt OeNB die Bundesbank nicht mehr?

Sehr geehrtes Direktorium der Nationalbank,
sehr geehrter Herr Professor Nowotny,

warum unterstützt die OeNB nicht (mehr) die vernünftige Geldpolitik, welche die Bundesbank innerhalb der EZB vertritt? Ist Österreich mit der jahrzehnte langen Anbindung an die D-Mark und die dt. Bundesbank schlecht gefahren? Ist der derzeitige Wohlstand nicht auch im besonderen Maße der langen erfolgreichen OeNB-Hartwährungspolitk zu verdanken?

Frage 1:
Wann erhebt die OeNB (endlich) ihr Wort und erklärt einigen relevanten Politikern in Österreich (u.a. auch dem sowohl in marko-, mirkoökonomisch als auch privatwirtschaftlich wenig fundierten Bundeskanzler und seiner Partei), dass die Einführung von Eurobonds die österreischischen Steuerzahler viele zusätzliche Milliarden (!) an Euro netto kosten wird. Warum etwa warnt gerade heute wieder Bundesbankpräsident Weidmann die dt. Politk, unbedacht mehr finanzielle Risiken mit seinen europäischen Partnern zu teilen (Quelle: WSJ)?

Frage 2:
Herr Professor Nowotny, werden Sie Ihren statutengemäßen Einfluss in der EZB als auch in ihrer Partei (der SPÖ) vermehrt und öffentlich auch wahrnehmbar nutzen, dass diese zusätzlichen Milliardenzahlungen für Österreich nicht eintreten werden und somit Eurobonds verhindern helfen?

Mit freundlichen Grüßen

Markus Maier
Wien

+34

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Antwort
von Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny am 30. August 2012
Univ.-Prof. Dr. Ewald  Nowotny

Sehr geehrter Herr Maier!

Zur Einführung von Euro-Bonds gibt es unterschiedliche Argumente, die es abzuwägen gilt. Die diskutierten Modelle stellen auf eine Stabilisierung des Euro-Gebiets durch die Ausgabe gemeinsamer Anleihen aller Euro-Mitgliedsländer ab. Dadurch würden nach allgemeiner Meinung die Zinskosten für jene Euro-Staaten, die derzeit mit hohen Risikoaufschlägen zu kämpfen haben, sinken.

In Übereinstimmung mit der Position der Deutschen Bundesbank geht auch die OeNB davon aus, dass Euro-Bonds nur im Rahmen einer – zumindest weitgehenden – Vereinheitlichung der europäischen Finanzpolitik, und damit letztlich einer weitergehenden politischen Union, sinnvoll eingesetzt werden können.

Die Entscheidung zur Einführung von Euro-Bonds, obliegt aber nicht den Notenbanken. Vielmehr handelt sich hier um eine politische Entscheidung, bei der eine breite und öffentliche Diskussion grundsätzlich wünschenswert ist.

Ich bin bereit mich, wie in der Vergangenheit, an einer solchen Diskussion zu beteiligen, wobei ich als Gouverneur der OeNB aber der Gesamtheit der Österreicherinnen und Österreicher, und nicht einer einzelnen Partei, verpflichtet bin.

Mit freundlichen Grüßen Ewald Nowotny