Sehr geehrter Herr Piesch!
Lassen Sie mich zunächst festhalten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) kein explizites Wechselkursziel verfolgt, sondern ihrem obersten Ziel, der Wahrung von Preisstabilität, verpflichtet ist. Preisstabilität wird dabei als eine Inflationsrate von unter, aber nahe bei 2 Prozent definiert. Dementsprechend sind auch keine Prognosen über zukünftige Kursentwicklungen des Euro abzugeben. Auch über mögliche Veränderungen des Leitzinsniveaus werden keine Vorankündigungen getätigt. Über Zinsentscheidungen wird in regelmäßigen Sitzungen des EZB-Rats beraten, dabei werden stets die aktuellsten Entwicklungen auf den Märkten, eine Vielzahl an realwirtschaftlichen und monetären Indikatoren sowie Prognosen in Betracht gezogen und dementsprechende Maßnahmen gesetzt. Ich ersuche daher um Ihr Verständnis, dass es nicht möglich ist, zukünftige Zinssatzentscheidungen verbal vorwegzunehmen.
Zum derzeitigen Euro-U.S.-Dollar-Wechselkurs möchte ich festhalten, dass er auf einem akzeptablen Niveau liegt. Der Euro startete im Jahr 1999 mit einem Wechselkurs von circa USD 1,18, sein historisches Tief lag knapp über USD 0,80, seinen höchsten Stand hatte er im Sommer 2008, als er über USD 1,50 lag. Mit dem derzeitigen Wechselkurs (20. Mai 2010: EUR/USD 1,2392) befinden wir uns in einem Bereich, der kein Grund zu einer speziellen Besorgnis ist. Was wir allerdings vermeiden wollen, sind allzu abrupte Veränderungen. Ein im Vergleich zum US-Dollar nicht allzu starker Euro hilft zudem der europäischen Exportwirtschaft, da europäische Waren und Dienstleistungen relativ günstig sind. Insbesondere am Anfang vom Ende der Wirtschaftskrise, ist dies von Vorteil, da ein überbewerteter Euro Exporte verteuern und somit das zarte Konjunkturpflänzchen zerstören würde.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ewald Nowotny
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