Sehr geehrter Herr Kammerer!
Reformen und Veränderungen sind – gerade in Krisenzeiten – überall notwendig. Sie sind weder auf der Makro- noch auf der Mikroebene aufzuhalten. Handelt es sich auf der Makroebene um Reformen jener Staaten deren Haushalte in eine Schieflage geraten sind, so bedeutet dies auf der Mikroebene unter anderem die Umsetzung von Reformen innerhalb der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB, www.oenb.at). Ihre Frage ist für mich ein überaus positives Signal. Sie zeigt mir, dass die Öffentlichkeit die Fortsetzung der Reformschritte wahrnimmt und anerkennt. Derzeit befinden wir uns in intensiven Verhandlungen mit den Belegschaftsvertretern und sind guter Dinge ein konsensuales Ergebnis zu erzielen.
Dass der Zeitpunkt für strukturelle Veränderungen in der OeNB mit notwendigen Reformen in Griechenland zusammenfällt, ist eher zufällig. Vielmehr geben Krisenzeiten immer Anlass dazu, bestehende Strukturen zu überprüfen. Für das Eurogebiet bedeutet dies, dass sich alle Mitgliedsländer, damit natürlich auch insbesondere Griechenland, an die Regeln der Währungsunion zu halten haben. Wie ich bereits mehrfach an anderer Stelle festgehalten habe, sind die Probleme Griechenlands ein Resultat des Rückgriffs auf tradierte fiskalpolitische Verhaltensweisen, die nun nicht mehr mit einer Währungsabwertung kompensiert werden können.
Aufgrund der engen Handelsverflechtungen innerhalb des gemeinsamen Währungsraums sollten sich andererseits aber auch jene Länder, die Leistungsbilanzüberschüsse haben, solidarisch an den notwendigen „Aufräumarbeiten“ beteiligen – denn die Außenhandelsüberschüsse der einen sind die Defizite der anderen. Es gilt daher für die übrigen Mitgliedstaaten auch auf diese Weise Solidarität mit jenen Ländern zu zeigen, die Aufholbedarf gegenüber den reichsten Staaten des Euro-Währungsgebiets haben um so einen sinnvollen Ausgleich der Handelsbeziehungen herbeizuführen.
Mit freundlichen Grüßen, Ewald Nowotny
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