Sehr geehrter Herr Kramler!
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Banken kommerzielle Institute sind, die auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Das Bankgeschäft ist das Geschäft mit dem kalkulierten Risiko, d.h. das Geld der Banken fließt in jene Geschäfte, die den höchsten Ertrag erwarten lassen – einerseits über die Kreditvergabe in der Realwirtschaft und andererseits auch in Geschäfte in den Finanzmärkten, welche spekulative Elemente beinhalten können. Um die Spekulationen der Banken einzudämmen, ist es daher sinnvoll, deren Budgets für unerwünschte spekulative Geschäfte zu verringern, was durch höhere Eigenkapitalquoten erreicht werden kann. Reformen, die dies vorsehen werden gegenwärtig im Rahmen der Weiterentwicklung der internationalen Eigenkapitalrichtlinien von Basel II zu Basel III intensiv diskutiert und vorbereitet. Eine Neuerung ist dabei auch, dass in wirtschaftlich guten Zeiten verstärkt Risikovorsorgen aufgebaut werden, um dann in Krisenperioden zur Verfügung zu stehen. Damit soll das prozyklische Verhalten der Banken begrenzt werden. Des Weiteren sollen auch bestimmte kurzfristige Geschäfte des Handelsbuchs – also jene, die dem raschen Wiederverkauf bzw. vereinfacht gesagt der Spekulation dienen – ihrem Risikogehalt entsprechend verschärften Regeln unterworfen werden und überdies sollen alle Geschäfte in der Bilanz aufscheinen.
Im Laufe der Krise entschloss sich die Europäische Zentralbank (EZB) dazu, neben den herkömmlichen Refinanzierungsgeschäften, auch so genannte unkonventionelle Maßnahmen durchzuführen. Bei diesen an Banken gerichteten Maßnahmen handelt es sich unter anderem um gezielte Darlehen zur Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken mit dem Zweck, den Geldmarkt wieder in Schwung zu bringen. Eine derartige Vorgangsweise war unerlässlich, da sich die Krise zunächst primär als Vertrauenskrise äußerte, wodurch die Geldmärkte austrockneten. Die von den Notenbanken vergebenen Mittel waren entscheidend dafür, dass es nicht zu einer massiven Kreditklemme kam, die die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert hätte. Diese Maßnahmen sowie auch jene der Regierungen haben sich als sehr erfolgreich erwiesen, sodass nun die Zeit gekommen ist, um über Exit-Strategien nachzudenken. Die EZB hat bereits Schritte in diese Richtung unternommen und schöpft die Liquidität, die durch die Anleihekäufe in die Märkte geflossen war, bereits wieder ab.
Zu Ihrer letzten Frage möchte ich abschließend feststellen, dass die EZB bzw. das Eurosystem die Geldpolitik steuern, dass deren Abwicklung, also die operative Geldpolitik, aber Aufgabe der nationalen Zentralbanken ist. In Österreich beispielsweise erhalten nur jene Banken Liquidität von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die für die Refinanzierung zugelassen sind. In weiterer Folge führt die OeNB die Transaktionen durch und prüft auch die von den Banken bereitgestellten Sicherheiten (Collateral). Zur Verwendung des Zentralbankgelds seitens der Banken lässt sich sagen, dass diese grundsätzlich entsprechend dem vorherrschenden Geschäftsmodell eingesetzt werden. Dies ist in Österreich traditionellerweise das konservative Bankgeschäft, also die Vergaben von Krediten an Unternehmen und private Haushalte.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ewald Nowotny
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Kommentar zu Kommentar 1 am 16. Mai 2010
2.
am 07. Mai 2010
1.