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Beantwortet
Autor Frank Reinicke am 22. September 2011
27069 Leser · 26 Stimmen (-0 / +26) · 0 Kommentare

Geldpolitik, Zinsen, Inflation

Ungarische Zwangskonvertierung

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Regierung in Budapest hat eine s.g. Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten beschlossen.

Gerade unsere Geldhäuser würde diese Regelung (die ich eigentlich gut finde) doch treffen, da sie in Ungarn stark vertreten sind.

Zwei Fragen:

Kann das ungarische Parlament solch ein Gesetz verabschieden? Das wäre beispielhaft für andere Regierungen.

Wie groß ist das Risiko für österreichische Banken?

Mit freundlichen Grüßen

F.

+26

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Antwort
von Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny am 03. November 2011
Univ.-Prof. Dr. Ewald  Nowotny

Sehr geehrter Herr Reinicke!

Das von Ihnen angeführte Gesetz wurde bereits von der ungarischen Regierung beschlossen und ist seit Ende September in Kraft.

Es ermöglicht Hypothekar-Kreditnehmerinnen und -nehmern die vorzeitige Tilgung ihrer Fremdwährungskredite zu einem feststehenden Wechselkurs.

Umstritten ist, ob dieses Gesetz einen Verstoß gegen das EU-Binnenmarktrecht darstellt. Viele in Ungarn tätige Banken haben deswegen schon rechtliche Schritte eingeleitet bzw. sind im Begriff dies zu tun. Auch die Europäische Kommission ( http://ec.europa.eu ) prüft derzeit die Rechtslage.

Für die österreichischen Banken, die in Ungarn, vertreten sind, können sich aus dieser Regelung potenziell beträchtliche Kosten ergeben. Wie hoch diese sind, lässt sich noch nicht exakt beziffern, da noch offen ist, wie viele Kreditnehmerinnen und -nehmer die Möglichkeit einer vorzeitigen Tilgung in Anspruch nehmen werden.

In der Zwischenzeit haben einige der betroffenen Institute selbst dazu öffentlich Stellung genommen bzw. haben im dritten Quartal bilanzielle Vorsorgen getroffen. Generell muss man aber feststellen, dass die Risiken für Österreichs Banken überschaubar und vor allem beherrschbar sind.

Mit freundlichen Grüßen Ewald Nowotny