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Beantwortet
Autor Johannes Schalks am 04. August 2010
22198 Leser · 45 Stimmen (-6 / +39) · 0 Kommentare

Sonstige

"Overbanked"

Sehr geehrte Herren der OeNB!

Die österreichischen Banken haben einen massiven Stellenabbau angekündigt.

Für die Leute, die hier mit Ihrem Arbeitsplatz bezahlen, tut es mir Leid. Dennoch: Österreich ist hinsichtlich seines Bankenangebots "overbanked" (Nach Angaben der Europäischen Zentralbank EZB und der Österreichischen Nationalbank (ÖNB) kommen in der Alpenrepublik 2 000 Einwohner auf eine Bankfiliale, http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicheru...).

Insofern in Zukunft mit weiteren Schließungen von Bankfilialen zu rechnen ist, meine Frage: Halten Sie die Schließungen nicht auch für absolut notwendig?

Freundliche Grüße

Johannes Schalks

+33

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Antwort
von Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny am 23. September 2010
Univ.-Prof. Dr. Ewald  Nowotny

Sehr geehrter Herr Schalks!

Der Vollständigkeit halber möchte ich zunächst eine nicht unwichtige Unterscheidung vornehmen: In Ihrer Frage sprechen Sie eher eine Situation an, die man als „overbranched“ bezeichnet. Das heißt, dass es – gemessen an der Bevölkerung eines Bankenstandorts – überdurchschnittlich viele Bankfilialen gibt. Der Begriff „overbanked“, andererseits, stellt eher argumentativ darauf ab, dass es zudem überdurchschnittlich viele Einzelinstitute gibt.

Meines Erachtens kann Österreich sowohl als overbranched als auch als overbanked angesehen werden. Es ist klar, dass die hohe Anzahl an Bankfilialen einen bedeutenden Kostenfaktor für den Bankensektor darstellt. Nicht zuletzt auf Grund der hohen Gewinne aus dem Osteuropageschäft konnten aber kostensenkende und effizienzsteigernde Strukturreformen im Bankensektor lange Zeit aufgeschoben werden. Gerade in Krisenzeiten ist es notwendig bestehende Kostenstrukturen genau unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls notwendige Reformen in die Wege zu leiten. Eine erfolgreiche Konsolidierung trägt dazu bei gestärkt aus der Krise gehen zu können. Ich denke also, dass es in Österreich in den nächsten Jahren zu Konsolidierungen im Bankensektor kommen und sich die österreichische Bankenlandschaft wandeln wird – es wird also tendenziell weniger Institute und weniger Filialen geben.

Wie ich an dieser Stelle bereits erläutert habe (http://www.direktzu.at/oenb/messages/26574), sind die Zinssätze der österreichischen Kreditinstitute im europäischen Vergleich relativ niedrig. Dies und der starke Wettbewerb am Bankensektor (eine Folge der großen Zahl an Instituten) führen dazu, dass die Margen der österreichischen Banken entsprechend gering sind. Wir sehen uns also einem Umfeld mit niedrigen Margen bei gleichzeitig hohen Kosten, die das flächendeckende Filialnetz verursacht, gegenüber. Ob nun Schließungen von Bankfilialen notwendig sind oder nicht, ist daher letztlich eine Frage der Kostenstrukturen der einzelnen Banken. Es gilt den schwierigen Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und optimaler Kundenbetreuung zu schaffen.

Mit freundlichen Grüßen, Ewald Nowotny