Diese Plattform ist ab 12. November 2012 inaktiv. Die Abstimmung für Beiträge ist geschlossen. Bereits veröffentlichte bzw. beantwortete Beiträge stehen jedoch auch weiterhin zur Information zur Verfügung.

Beantwortet
Autor S. Haberzettel am 09. September 2010
22908 Leser · 42 Stimmen (-7 / +35) · 0 Kommentare

Sonstige

Ihr Vorschlag: Anhebung des Pensionsalters

Sehr geehrter Herr Dr. Nowotny,

BZÖ-Obmann Bucher schlägt ein individuelles Pensionskonto für jeden Bürger vor, als Gegenentwurf zur auch von Ihnen befürworteten Anhebung des Pensionsalters.

http://derstandard.at/1277337984153/Nationalbank-Gouverne...

...er bringt in diesem Zusammenhang auch die Situation bei der OeNB selbst ins Spiel....Wie hoch ist das durchschnittliche Pensionsalter bei der Österreichischen Nationalbank. Kann man nicht etwa davon ausgehen, dass sich ein Banker wie Sie damit leicht tut, den einfachen Bürgern eine Anhebung des Pensionsalters vorzuschreiben und selbst Dank eines guten Verdienstes früher und mit im Vergleich geringeren Abschlägen in Pension zu gehen?

Zwar hat diese Frage nicht unmittelbar mit der Geldpolitik der OeNB zu tun. Ihre Position hat aber eine große Außenwirkung und wirkt indirekt auf Marktkräfte und die Höhe des sich in Umlauf befindlichen Kapitals....

Ich hoffe Sie können neben den überstrapazierten Begriffen "Demographischer Wandel" und "Höhere Lebenserwartung" etc. auch für die hart arbeitende Bevölkerung begreiflich machen, warum Lasten ungleich verteilt hier so ungleich verteilt werden.

Anstelle der Anhebung des Pensionsalters, sollte man da nicht eher den Zins, den das erwirtschaftete Kapital einbringt in einen Pensionsfond umschichten? Dieser könnte dann anteilig an die im Laufe eines Lebens geleisteten Arbeitsjahre verteilt auf die Pensionäre ausbezahlt werden.

Ich bin gespannt auf Ihre Antwort!

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Haberzettel

+28

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny am 26. November 2010
Univ.-Prof. Dr. Ewald  Nowotny

Sehr geehrte Frau Haberzettel!

Meine Äußerungen zu nötigen Reformen des staatlichen Pensionssystems waren als Diskussionsanstoß gedacht, mit dem Ziel, jetzt einen Prozess einzuleiten, der in den nächsten Jahren zu einer wirkungsvollen Stabilisierung des langfristigen Pensionssystems führen sollte.

Der demographische Wandel, der zu einer signifikanten Erhöhung des Anteils der älteren Bevölkerungsschichten führt, stellt unsere Gesellschaft vor massive Herausforderungen, insbesondere auch hinsichtlich der Alterssicherung. Die Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit des öffentlichen Pensionssystems ist nicht vom Anteil alter Menschen im Verhältnis zu jungen abhängig, sondern vom Anteil der Erwerbstätigen im Verhältnis zu Pensionistinnen und Pensionisten. Aus diesem Grund ist eine Erhöhung der Erwerbsquote der älteren Bevölkerung unerlässlich.

Meine Überlegungen zur Sicherung des bestehenden Pensionssystems stellten primär auf die Anhebung des effektiven Pensionsantrittsalters ab. Dieses lag im Jahr 2009 bei durchschnittlich 58,2 Jahren – genauer gesagt bei 59,1 Jahren bei Männern und bei 57,1 Jahren bei Frauen. Damit befindet es sich deutlich unter dem gesetzlichen Antrittsalter von 65 bzw. 60 Jahren. Diese Lücke gilt es – mit längeren Anpassungsfristen – zu schließen, sodass ein größerer Anteil älterer Menschen am Erwerbsleben teilnimmt und mit seinen Beiträgen das System stabilisiert. Diese Entwicklung ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass wir in etwa zehn Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung mit einem Arbeitskräftemangel konfrontiert sein dürften. Die Erhöhung der Erwerbsquote der 55-59-Jährigen, die derzeit bei nur 61 % liegt, ist also ein zentraler Punkt bei der Frage der Sicherung unseres Pensionssystems. Das ist auch die Stoßrichtung der von mir angestoßenen Reformen in der Oesterreichischen Nationalbank.

Mit freundlichen Grüßen

Ewald Nowotny