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Beantwortet
Autor G. Kirchmauer am 27. Januar 2010
25702 Leser · 29 Stimmen (-4 / +25) · 0 Kommentare

Sonstige

Fremdwährungskredit

Werte Damen und Herren,

seit längerem habe ich einen mit 2017 endfälligen CHF Kredit mit dzt. austehendem Saldo von ca. € 63.500,-, der über eine LV (Victoria-Versicherungswert um die € 44.000,-) und Standard life - Einmalerlag € 10.000,- (Volksbank) dann getilgt werden soll. Leider ist der CHF in letzter Zeit gegenüber dem € doch ziemlich stark angestiegen. Meine Bank (VB) meint, es wird sich alles wieder normalisieren, der CHF wird sich wieder bei ca. 1,50 (eingestiegen bin ich mit 1,544) einpendeln. Kann man dies voraussagen? Soll ich aussteigen, bzw. in € konvertieren? Die Zinsen würden dann sicher mehr ausmachen und auch mehr mein Budget belasten, dafür würde aber das Kapital sinken. Ist das sinnvoll? Zur Zeit wende ich für diese beiden Kapitalträger ca. € 430,- pro Monat auf. Was soll ich Ihrer Meinung nach veranlassen?
Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort.

Kirchmauer Günther

+21

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Antwort
von Mag. Andreas Ittner am 11. März 2010
Mag. Andreas Ittner

Sehr geehrter Herr Kirchmauer!

Das Modell der Fremdwährungskredite wird von der OeNB bereits seit den 1990er Jahren kritisch beurteilt.
Österreich weist im internationalen Vergleich ein sehr hohes Volumen an Fremdwährungskrediten auf, weshalb sie von unserem Haus genau beobachtet werden, da sie Einfluss auf die Finanzmarktstabilität haben können.

Es werden vor allem drei Arten von Risiken mit Fremdwährungskrediten assoziiert:

Zunächst gibt es ein Zinsänderungsrisiko, das sich dadurch ausdrückt, das etwaige Zinsvorteile – durch Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld des Auslands oder der Eurozone – auch rasch wieder verloren gehen können. Des Weiteren bergen Fremdwährungskredite ein Wechselkursrisiko, das bei Aufwertung der fremden Währung eine zusätzliche Belastung für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer darstellt. Letztlich kommt bei endfälligen Krediten außerdem noch ein Tilgungsträgerrisiko zum Tragen. Als Tilgungsträger dienen unterschiedlichste Wertpapiere - in Ihrem Fall in Form einer Lebensversicherung. Die Performance des Tilgungsträgers ist a priori kaum vorhersehbar. Entwickelt sich der Tilgungsträger – der ja für die Rückzahlung des eigentlichen Kreditbetrags gedacht ist – schlechter als erwartet, so kann sich für den Kreditnehmer eine finanzielle Lücke ergeben, die er dann am Tilgungstag zurückzahlen muss. Es handelt sich bei einem endfälligen Fremdwährungskredit mit Tilgungsträger daher im Grunde um eine kreditfinanzierte Spekulation. Fasst man die genannten Risiken zusammen, so stellt ein marktüblicher Fremdwährungskredit eine Wette auf Zinsentwicklungen, Wechselkurse und Wertpapiere dar.

Es mag zwar sein, dass einzelne Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer die Risiken dieser Spekulation gut „verdauen“ können und auch wissen worauf sie sich einlassen. Für Viele hat sich das Geschäftsmodell „Fremdwährungskredit“ auf Grund der geschilderten Risiken aber als nicht tauglich erwiesen. Der Fall wäre lediglich anders gelagert, wenn Sie Ihr Einkommen auch in Schweizer Franken erhalten (natürliches Hedging), da dann das Wechselkursrisiko entfällt.

Als Notenbank können wir hinsichtlich der Wechselkursentwicklung anderer Währungen keine Prognosen abgeben. Auch obliegt es uns nicht einzelne Verträge zu beurteilen oder Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern Ratschläge zu bestehenden Kreditverträgen zu erteilen. Ich möchte Ihnen daher prinzipiell empfehlen, dass Sie Ihren Fremdwährungskredit mit Ihrem Bankberater besprechen und dabei Ihre eigene finanzielle Lage im Detail überprüfen. Dabei ist es wichtig das Risikopotential Ihres Tilgungsträgers seitens der Bank einschätzen zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr
Andreas Ittner