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Beantwortet
Autor Susanne Meier am 21. Januar 2010
32302 Leser · 38 Stimmen (-9 / +29) · 3 Kommentare

Sonstige

Entschuldung Haiti

Liebes OeNB Direktorium,

nach den erschütternden Bildern aus Haiti habe ich als Österreicher mit Freude gelesen, dass Sie als Oesterreichische Nationalbank 50.000 Euro für die Menschen in dieses krisengeschüttelte Land spenden. Auch ich habe sogleich Geld gespendet.

Gerade in diesem Zusammenhang habe ich eine Frage an Sie als Nationale Bank unseres Österreiches. Sehen Sie eine Möglichkeit Haiti auch zu späteren Zeiten zu entlasten, damit es sich wieder von diesem schrecklichen Beben erholen kann, indem Sie ein Erlass bei den Staatsschulden, die dieses Land gegenüber Österreich hat, zu gewähren?

Ich würde mich über eine Antwort freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

Susanne Meier

+20

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Antwort
von Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny am 25. Februar 2010
Univ.-Prof. Dr. Ewald  Nowotny

Sehr geehrte Frau Meier!

Die schreckliche Katastrophe, die über Haiti hereingebrochen ist, hat den Beginn des Jahres 2010 markiert und uns alle zutiefst erschüttert. Es war uns daher ein großes Anliegen mit unserer Spende so rasch als möglich einen Beitrag zur Linderung des Leids der betroffenen Bevölkerung zu leisten.

Ein etwaiger Schuldenerlass sollte meines Erachtens auf internationaler Ebene diskutiert und geplant werden. Die sieben führenden Industriestaaten (G-7) haben eine Absichtserklärung abgegeben, dem Karibikstaat alle bilateralen Schulden zu erlassen. Die Entschuldung der ärmsten Staaten ist bereits seit langem – und nicht nur in Zeiten derartiger Krisen – ein wichtiges Thema. Die Bretton-Woods-Institutionen – Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank – forcieren schon seit einigen Jahren Entschuldungs-Projekte. Auch Haiti ist eines jener Länder, die von der „Heavily Indebted Poor Countries (HIPC) Initiative“ und von der „Multilateral Debt Relief Initiative“ (MDRI) bereits profitiert haben. Im letzten Jahr wurden Haiti seitens des IWF und der Weltbank Schulden im Ausmaß von 1,2 Mrd. US-Dollar erlassen. Und auch in Zukunft dürfte Haiti von diesen Initiativen profitieren.

Um in der gegenwärtigen Krisensituation aber so rasch als möglich Unterstützung anbieten zu können, bietet sich meines Erachtens am ehesten ein Schuldenmoratorium (Zahlungsaufschub der Staatsschuld bzw. der damit verbundenen Zinszahlungen) an, das auf internationaler Ebene – wiederum unter Einbindung von IWF und Weltbank – akkordiert werden sollte. Die Weltbank hat bereits ein fünfjähriges Moratorium beschlossen, der IWF einen zinslosen Kredit zur Unterstützung angeboten. Dadurch werden schnell Mittel für die Krisenintervention sowie den Aufbau des zerstörten Landes frei. Auch eine Art „Marshall-Plan“ für den Wiederaufbau, eine Idee von IWF-Chef Strauss-Kahn, wäre eine Möglichkeit rasch und gezielt zu helfen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ewald Nowotny

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