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Beantwortet
Autor Knut Huhneke am 06. Dezember 2010
25693 Leser · 16 Stimmen (-0 / +16) · 1 Kommentar

Finanzmarktstabilität & Bankenaufsicht

Basel III - Woher sollen Erträge der österreichischen Banken stammen?

Sehr geehrte Herren der OeNB,

den Medien war zu entnehmen, dass Österreichs Banken 15 bis 18 Milliarden Euro an zusätzlichem Eigenkapital bis 2019/22 wegen "Basel III" und anderen regulatorischen Bestimmungen benötigen werden.

Mein Frage: Haben Sie eine Idee, woher dieses Eigenkapital stammen und wie es erwirtschaftet werden soll?

Für eine klärende Antwort wäre ich Ihnen sehr verbunden.

MfG
Knut Huhneke

+16

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Antwort
von Mag. Andreas Ittner am 17. Januar 2011
Mag. Andreas Ittner

Sehr geehrter Herr Huhneke!

Eine Lehre aus der Finanzkrise war mit Sicherheit, dass seitens der Aufsicht vermehrt Augenmerk auf eine ausreichende Eigenkapitalquote der Kreditinstitute gelegt werden muss, um die Banken weniger anfällig für Kreditausfälle und andere Schocks zu machen. Aus diesem Grund wurden vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (www.bis.org/bcbs) neue Eigenkapitalrichtlinien (Basel III, www.oenb.at/de/finanzm_stab/baseliii/der_weg_zu_basel_iii...) erarbeitet. Die höheren Eigenkapitalquoten werden die Möglichkeiten zur Spekulation einschränken, wodurch die Gefahr von Blasenbildungen auf den Finanzmärkten reduziert und das internationale Finanzsystem resistenter gegen Schocks und Krisen gemacht wird. Ein sichereres Bankwesen ist aber auch teurer, denn das Mehr an Sicherheit, das die neuen Regelungen mit sich bringen, verursacht auch zusätzliche Kosten im Bankensektor. Das neue Regelwerk verteilt diese Lasten vermehrt auf jene Akteure, die im Bankwesen aktiv sind und die Leistungen des Bankensystems in Anspruch nehmen, wohingegen etwa die Kosten, die entstehen, wenn Institute Unterstützung vom Staat benötigen, über Steuereinnahmen finanziert und so auf die gesamte Bevölkerung überwälzt werden würden.

Wie Sie in Ihrer Frage bereits richtigerweise festgestellt haben, muss dieses zusätzliche Eigenkapital, das durch die neuen regulatorischen Anforderungen notwendig wird, von den Banken nicht über Nacht, sondern über mehrere Jahre hinweg geschaffen werden. Um bis 2019 die 15 bis 18 Milliarden Euro an zusätzlichem Eigenkapital zu erreichen, müssen die österreichischen Institute jährlich zusätzliche Erträge von rund 1,5 Milliarden pro Jahr aufbringen. Wie die Banken diese Last bewältigen sollen, ist natürlich eine Frage, welche die Institute letztlich selbst beantworten müssen. Meiner Einschätzung zufolge sollten jedoch zu allererst interne Effizienzsteigerungen durch Strukturreformen sowie geringere Dividendenausschüttungen an die Eigentümer die neuen Anforderungen bewältigbar machen. Ich gebe aber auch zu bedenken, dass die Zinsmargen österreichischer Institute aufgrund des intensiven Wettbewerbs am Bankensektor im internationalen Vergleich relativ gering sind. Auch eine Anhebung der Margen an das international übliche Niveau stellt daher grundsätzlich eine Möglichkeit dar, die Eigenkapitaldecke zu stärken.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Ittner

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