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Beantwortet
Autor Frank Wendler am 30. September 2010
25026 Leser · 39 Stimmen (-0 / +39) · 0 Kommentare

Geldpolitik, Zinsen, Inflation

ernormer Anstieg von Gold und Silber

Sehr geehrter Herr Nowotny,

wie beurteilen Sie den bereits schon jahrelangen und sehr deutlichen Anstieg von Gold und Silber?

In einem Interview mit Chefvolkswirt Dr.Thorsten Polleit von Barclays Capital las ich einmal, dass dies der Grund ist, weil immer mehr Geld aus dem Nichts produziert wird, sogenanntes Fiat Money.

Teilen Sie diese Aussage und ist der Anstieg von Gold und Silber nicht eine Reaktion auf das immer geringer werdende Vertrauen in das sogenannte Papiergeld? Oder hat sich einfach nur der Wert des Geldes so stark abgeschwaecht, weil immer mehr Geld aus dem Nichts produziert wird?

Warum verliert auch der EUR so stark gegenueber Gold und Silber?

Halten Sie einen Einstieg in Gold und Silber jetzt noch fuer sinnvoll, denn viele Experten und Vermoegensverwalter prognostizieren fuer die naechsten 5 bis 10 Jahre noch deutlich hoehere Kurse von Gold und Silber.

Vielen Dank fuer die Beantwortung.

+39

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Antwort
von Mag. Dr. Peter Zöllner am 22. November 2010
Mag. Dr. Peter  Zöllner

Sehr geehrter Herr Wendler!

Lassen Sie mich zunächst klarstellen, dass man im Grunde nicht von einem Verlust des Euro gegenüber Gold sprechen kann. Denn Gold ist ein in Dollar denominierter Rohstoff, der Euro eine Währung. Es ist also sinnvoller, sich die Entwicklung des Euro-Dollar-Wechselkurses anzusehen. Derzeit beträgt dieser Wechselkurs in etwa 1,40, das heißt, dass man für einen Euro 1,40 US-Dollar zahlen muss. Der Wechselkurs zum Dollar war in den vergangenen Monaten sehr volatil, seit Anfang September ist er aber relativ kontinuierlich gestiegen.

Für den Anstieg des Goldpreises gibt es natürlich zahlreiche Gründe. Wie bei jeder anderen Ware, so wirken auch bei Gold grundsätzlich die Mechanismen von Angebot und Nachfrage. Ein wesentlicher Grund für den Anstieg des Goldpreises ist daher die gestiegene Nachfrage. Diese wiederum kann sicher maßgeblich durch den wirtschaftlichen Aufstieg der Schwellenländer Asiens und Lateinamerikas erklärt werden. Durch den dadurch entstandenen Kaufkraftgewinn wird einerseits von privaten Haushalten vermehrt Gold nachgefragt, andererseits kaufen auch die Zentralbanken Gold, um ihre Währungsreserven zu erhöhen, denn Gold spielt im Portfolio von Zentralbanken nach wie vor eine bedeutende Rolle. Überdies ist sicher auch die Krise der vergangenen Jahre ein Faktor, der die Nachfrage nach Gold angetrieben hat. In Zeiten in denen Aktien und andere Wertpapiere an Wert verlieren, stellt Gold seit jeher eine attraktive Wertanlage dar. Ähnlich orientiert sich auch der Silberpreis an der Entwicklung der Rohstoffpreise auf den internationalen Märkten und unterliegt somit zahlreichen unterschiedlichen Einflussfaktoren. Obwohl weltweit betrachtet einige Notenbanken über Bestände verfügen, stellt Silber allerdings keinen relevanten deckungsfähigen Vermögenswert im Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) dar.

Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich in meiner Funktion als Mitglied des Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) keine Anlageempfehlungen geben kann. Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang aber zu bedenken geben, dass der Goldpreis langfristig relativ volatil ist. Mit anderen Worten heißt das, dass die Preisrallye, die wir derzeit noch beobachten können, irgendwann ein abruptes Ende finden kann, sodass bei einer Investition in Gold natürlich auch Verluste möglich sind. Die Vorstellung von Gold als „sicherer Anlage“ entspricht also nicht der Realität. Gold kann unter gewissen Umständen aber eine sinnvolle Ergänzung in einem Portfolio sein. Wie bei jeder anderen Anlageform gilt auch für Gold, dass Ertragschancen und Risiken sorgfältig gegeneinander abgewogen werden müssen. Der Wert des Goldes ist ebenso wie der des Papiergeldes wesentlich vom Vertrauen der Menschen abhängig. Denn wenn sich niemand findet, der bereit ist, Gold gegen Waren und Dienstleistungen zu tauschen, so hat Gold bestenfalls ästhetischen Wert.

Zur Frage der Geldschöpfung und des vermeintlichen Produzierens von Geld aus dem Nichts nimmt Gouverneur Nowotny auf dieser Plattform erneut Stellung: http://direktzu.at/oenb/messages/28555

Mit freundlichen Grüßen Peter Zöllner